Gedanken über den Mond

stille Nacht…

Eigentlich wollte ich ein Gedicht über den Mond schreiben,
doch es gibt so viele über den Mond zu erzählen, daß ein Gedicht
viel zu lang würde.

Der Mond der stille Wanderer, kommt hinter den Hügeln
hervor, doch kaum ein Mensch beachtet dieses faszinierende
Schauspiel – von Astronomen und einigen romanischen Sternguckern
abgesehen! Ich wohne hier auf dem Land, da kann es schon
geschehen, daß man beim Einkaufen gefragt wird: 
“Haben Sie gestern den Mond gesehen, wie groß der wahr!“
oder ähnliches. In einer Großstadt geschieht so etwas kaum.
Ich habe in der Stadt die Menschen beobachtet, die an einer
Straßenbahnhaltestelle gewartet haben. Es war herrlicher Vollmond
und das Mondlicht milderte ein wenig die Silhouetten der
Häuserfluchten. Aber, niemand ausser mir schien das zu
bemerken. Die Wartenden starrten entweder teilnahmslos vor
sich hin, oder waren mit ihren Handies beschäftigt. Heutzutage
ist der Mond nur dann interessant, wenn in den Zeitungen oder
im Fernsehen etwas wie “Wasser auf dem Mond?“, u.s.w.
geboten wird. Für mich hingegen ist der Mond ein guter Freund,
den ich bewundere. Ist er nicht ein perfekter Gestaltenwandler?
Einmal ist er ganz zu sehen, dann dicker oder dünner werdend
und einmal ist er nicht zu sehen! Abgesehen von den Mondphasen
zeigt er sich sehr unterschiedlich. Er kann je nach Lufttrübung
ganz klar und funkelnd sein, oder bleich und stumpf, ein roter
Ballon, zart violett gefärbt, wolkenverhangen, mit einem Hof, oder
sogar mit einem Halo, das ist ein Regenbogen rund um den Mond.
So abwechslungsreich und phantastisch kann sich der Mond zeigen!

Ich erinnere mich an eine Mondfinsternis im Winter. Als der Mond
in den Erdschatten trat, war er nicht wie üblich als Scheibe zu sehen,
sondern dreidimensional als Kugelkörper. Das war faszinierend! Ich
war ganz aufgeregt und habe meine Freunde in den Garten geholt,
wo wir dann zu viert staunend den Mond bewunderten. Dieses
Erlebnis hat mich ganz tief beeindruckt. Tagelang habe ich immer
wieder daran denken müssen, und heute noch – Jahre danach kann
ich mir dieses Bild in Erinnerung rufen. Gut ich bin kein Maßstab,
da ich – um es modern auszudrücken – ein Mond-Fan bin. Das geht
weit, daß ich einmal in Panik geraten bin, weil der Mond nach
einigen Regentagen dann bei klaren Himmel doch nicht zu sehen
war. Den ganzen Himmel habe ich nach dem Mond abgesucht,
auch dort, wo er gar nicht stehen kann, bis mir einfiel, daß ja
Neumond war. Zwar war ich erleichtert, trotzdem habe ich am
nächsten Abend die winzige Mondsichel gesucht. Ich musste
mich überzeugen, daß es den Mond noch gibt! Verrückt, meint
Ihr? Vielleicht! Wenn man Liebe als Verrücktheit bezeichnet,
dann bin ich verrückt, denn ich liebe den Mond! Deshalb
stimmt es mich traurig, daß so viele Menschen diesen natürlichen
Gestaltenwandler nicht mehr bewusst wahrnehmen und sich
nicht mehr an seinem Anblick erfreuen können. So drängt
sich mir die Frage auf “Ist der Mond out?“ Für mich nicht, denn
ich werde weiterhin mit meinen zwei Katzen beim Fensterbrett
lehnen und in den Vollmond starren. Wir können das sehr
ausdauernd! Wir sind eben Mond-süchtig!

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